«Ein Besuch der Operette Böju gehört zum guten Ton»


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    Die Operette in Beinwil am See ist alle zwei Jahre ein fester Eintrag in der Agenda des Dorfes am Hallwilersee, ja geradezu eine Dorftradition. Über 60 Prozent der Chormitglieder kommen aus Beinwil und Umgebung und sind seit Jahren bei jeder Aufführung dabei. Dieses Jahr steht «Die Csárdásfürstin» auf dem Programm. Markus Bitterli, Präsident der Theatergesellschaft Beinwil am See, gibt Einblick in die Vorbereitungen auf und hinter der Bühne.

    (Fotos: Andreas Bolliger) Die Solisten und der Chor üben gemeinsam.

    Sie sind seit 2019 Präsident der Theatergesellschaft Beinwil am See. Was bedeutet für Sie dieses Amt und was gibt es Ihnen?
    Markus Bitterli: Erstmals ist das Amt mit sehr viel Freiwilligenarbeit verbunden, vor allem in den Monaten vor der Première, kümmere ich mich doch auch um die Sponsoren, die Werbung und den Helfereinsatz. Es fasziniert mich immer wieder, wie all die einzelnen Funktionen auf und neben der Bühne zu einem Gesamtwerk zusammenlaufen. Neben der Musik und dem Schauspiel begeistert mich immer wieder dieses Zusammenwirken und die Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen.

    Was macht die Operetten in Beinwil am See besonders?
    Unsere Produktionen leben von der Zusammenarbeit von erfahrenen Professionellen (musikalische Leitung, Regie, Korrepetition, Orchester, Choreographie, Solistinnen und Solisten, Bühnenbild und Kulissenbau, Kostüme, Maske) und engagierten Laien im Chor, im Ballett und vielen treuen Helferinnen und Helfern neben der Bühne.

    Die Operette Beinwil am See mit der aktuellen Inszenierung «Die Csárdásfürstin» nimmt Fahrt auf. Was sind die grössten Herausforderungen zurzeit?
    Die grössten Herausforderungen sind die ideale Besetzung der Rollen und die Finanzierung des Anlasses. Vor allem bei den Tenorrollen sind die Auswahlmöglichkeiten eher bescheiden, im Gegensatz zu den weiblichen Rollen, wo ein grösseres Potenzial besteht. Durch die immer höher werdenden Ansprüche des Publikums müssen wir vermehrt auf professionelle Akteure zugreifen, was natürlich seinen Preis hat. Nach der Corona-Pandemie ist zudem die Bereitschaft der lokalen Unternehmen gesunken, unsere Operetten finanziell zu unterstützen.

    Wie viele Sängerinnen und Sänger wirken im Chor mit und wie haben Sie diese Leute rekrutiert?
    Rund 60 Prozent der 29 Chormitglieder stehen bereits seit vielen Jahren bei uns auf der Bühne. Die Neuzugänge haben wir über einen Info-Anlass im April 2024 für diese Produktion gewinnen können und natürlich spielt auch die Mund-zu-Mund-Propaganda eine wichtige Rolle.

    Die Proben laufen auf Hochtouren, hier Andrea Hofstetter und Fabio De Giacomi.

    Ebenso benötigen Sie noch viele Helfende hinter der Bühne. Woher kommen sie und was bedeutet es für die Menschen in der Region bei der Operette mitzuwirken?
    Es gibt viele helfende Hände, die seit Jahren bei uns mitwirken, d.h. wir können auf einen Pool von treuen Helferinnen und Helfer zurückgreifen. Daneben versuchen wir auch immer wieder mit anderen lokalen und regionalen Vereinen zusammenzuarbeiten und natürlich lasse ich auch mein persönliches Beziehungsnetz spielen. Die vielen Helferinnen und Helfer schätzen die prickelnde Atmosphäre vor und während der Aufführungen und freuen sich, ein Teil dieses über die Region bekannten Anlasses zu sein.

    Wieso führen Sie dieses Jahr gerade diese Operette auf, respektive was ist charakteristisch für «Die Csárdásfürstin»?
    Der Komponist Emmerich Kálmán begann «Die Csárdásfürstin» kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 zu schreiben. Die Arbeit an diesem Werk wurde dann etwa ein Jahr lang unterbrochen, da nicht absehbar war, ob es in Wien in nächster Zeit überhaupt einen Theater- und Opernbetrieb geben würde. Erst im Sommer 1915 nahmen Komponist und Autoren die Arbeit wieder auf, diesmal in Bad Ischl. Die Uraufführung fand am 17. November 1915 im Johann-Strauss-Theater in Wien statt. Insofern passt diese Operette gut in unsere Zeit, welche leider wieder durch Kriege und Unsicherheit geprägt ist. Zudem können die Operetten von Emmerich Kálmán jetzt ohne die Zahlung von Tantiemen gespielt werden. Bisher mussten Abgaben von rund zehn Prozent auf den Ticketpreisen bezahlt werden, was dazu geführt hatte, dass die Werke dieses Komponisten weniger aufgeführt wurden.

    Wie sieht die Besetzung aus. Können Sie etwas zu den Hauptdarstellerinnen und -darsteller sagen?
    Die weibliche Hauptrolle der Csárdásfürstin wird durch die Lenzburgerin Andrea Hofstetter gespielt. Sie freut sich riesig, diese Rolle zu interpretieren, ist es doch ihre absolute Traumrolle. Ihr Bühnenpartner ist Raimund Wiederkehr, ein Tenor mit sehr viel Erfahrung. Er ist einer der gefragtesten Operettendarsteller der Schweiz. Die Rolle der Anastasia wird durch Raísa Ierone, ein junges Talent aus Luzern, verkörpert. Ihr Bühnenpartner ist der bei uns wohlbekannte Fabio De Giacomi aus Zürich. Andreas Wuffli und Peter Eichenberger werden mit ihrem Gesang und vor allem mit ihrem schauspielerischen Talent die Produktion bereichern und für den einen oder anderen Lacher sorgen. Conny Krättli aus Birrwil brilliert in der Rolle der Fürstin von und zu Lippert-Weylersheim. Hans Käser aus Menziken und Peter Gloor aus Buchs, welche schon bei der letzten Produktion als Offiziere dabei waren, sind auch wieder mit von der Partie.

    Proben, proben, proben: Der Chor ist mit voller Motivation bei der Arbeit.

    Was erwartet das Publikum mit «Die Csárdásfürstin»?
    Das Publikum darf eine klassische Operetten-Produktion erwarten, gespickt mit Ohrwürmern wie «Alle sind wir Sünder – Die Mädis vom Chantant», «Das ist die Liebe die dumme Liebe», «Tausend kleine Englein singen» und «Machen wir’s den Schwalben nach, bau’n wir uns ein Nest!» gespielt von erstklassigen Musikerinnen und Musikern. Unsere Balletttänzerinnen werden der Produktion den notwendigen Schmiss verleihen, so wie die Dialoge, welche wir wie üblich mit etwas Lokalkolorit anreichern. Worum es sich genau handelt, möchte ich hier noch nicht verraten.

    Wer führt Regie und in welche Richtung geht diese «Beinwiler Fassung» der Operette? Was muss man sich darunter vorstellen?
    Regie führt bereits zum dritten Mal in Folge Raschid Kayrooz. Unsere Fassung beginnt im Variety «Orpheum» Ende der 1920er Jahre. Unsicherheit prägt die Welt, so wie heute. Trotzdem wird im Variety ausgiebig gefeiert, wo sich die Reichen und Schönen ein Stelldichein geben und die Welt um sich vergessen möchten. Genau das möchten wir auch unseren Besucherinnen und Besuchern bieten, einige unbeschwerte Stunden im Kreise ihrer Familie und Freunde bei zeitloser Musik und scharfsinnigen und lustigen Dialogen.

    Was mögen Sie besonders an Operetten?
    Operetten haben leider zu Unrecht ein verstaubtes Image. Sie sind eigentlich die Musicals des 19. Jahrhunderts. Es geht eigentlich immer um Liebe, gesellschaftliche Zwänge und Verwirrungen, die meistens ein Happy End haben. Ich liebe die leichten Melodien und die träfen Dialoge, welche der Handlung einen oft lustigen Aspekt verleihen.

    Die Operette in Beinwil am See hat Tradition. Was bedeutet die Operette in Beinwil am See für die Region?
    Unsere Produktionen sind wahrscheinlich von der Zuschauerzahl her das grösste kulturelle Ereignis in unserer näheren Umgebung. Die Operette Beinwil am See figuriert neben den drei anderen Aargauer Operettenbühnen auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz. Ein Besuch der Operette Böju, mit der Familie, mit Freunden und Bekannten gehört einfach zum guten Ton.

    Der Vorverkauf hat begonnen. Sind Sie zufrieden?
    Seit dem 1. Oktober 2024 läuft der Online-Vorverkauf. In den ersten vier Wochen sind bereits über 1’700 Tickets reserviert worden. Dies entspricht unseren Erwartungen.

    Weshalb sollte man «Die Csárdásfürstin» keinesfalls verpassen?
    Lassen Sie sich überraschen, wie attraktiv eine Operette aus dem frühen 20. Jahrhundert inszeniert werden kann und geniessen Sie die einprägsamen Melodien und pfiffigen Dialoge unserer engagierten Darsteller/innen im klassischen Löwensaal in Beinwil am See. Und dies alles zu einem fairen Preis.

    Was wünschen Sie sich für diese Produktion der Theatergesellschaft Beinwil?
    Da wir rund 80 Prozent unserer Einnahmen durch Ticketverkäufe erzielen, ist die Auslastung für den finanziellen Erfolg der Operette entscheidend. Ich wünsche mir eine Auslastung von gut 70 Prozent und viele freudige Gesichter nach den Aufführungen.

    Interview: Corinne Remund

    Spieldaten und Vorverkauf:
    www.operette-beinwil.ch

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