Tradition nach Durststrecke aufleben lassen

    Die Lenzburger können es nicht lassen dieses Jahr und wollen weder auf den Pulverdampf der Freischaren, noch auf die typische Jugendfestatmosphäre im Städtchen verzichten. Stefan Regli, Kommandant der Lenzburger Freischaren-Commission und Jugendfestpräsidentin Franziska Möhl über das Lenzburger Jugendfest 2021 in einer Light-Version vom 5. bis 9. Juli 2021.

    (Bild: zVg) Stefan Regli: Präsident der Freischaren-Commission hofft auf den langersehnten Manöversieg.

    Sie möchten vor den Sommerferien einen Lichtblick setzen und planten bereits seit Anfangs Jahr ein «Lenzburger Jugendfest light». Wie verliefen die Vorbereitungen?
    Franziska Möhl: Die Vorbereitungen waren intensiv und verlangten von allen Beteiligten grosse Flexibilität und Einsatz. Verschiedene Szenarien wurden erarbeitet, weiterentwickelt und teilweise wieder verworfen. Die Unsicherheit war gross, ob und welche Aktivitäten im Juli effektiv möglich sein werden. Entstanden ist ein attraktives Alternativprogramm mit Fokus auf die Schulkinder.

    Was hat die Organisatoren bewogen, das traditionelle Jugendfest mit Freischaren-Manöver nicht zwei Mal hintereinander ausfallen zu lassen?
    Stefan Regli: Dazu gilt es zwei Punkte zu erwähnen: Erstens ist es für die Freischaren unvorstellbar, während vier Jahren keinen Pulverdampf zu riechen. Zweitens ist es die Tradition! Ein Jugendfest mit Freischarenmanöver gehört für die Bevölkerung sowie für die Jugend von Lenzburg alle zwei Jahre einfach dazu. Eine solch wichtige Tradition während vier Jahren nicht aufleben zu lassen, ist für die aktiven Freischaren sowie die Jugend nicht denkbar. Hinzu kommt, dass sich der Nachwuchs der Freischaren aus den Kadetten, also aus Oberstufenschülerinnen und -schülern, alimentiert. Werden während vier Jahren keine Kadetten ausgebildet, besteht die Gefahr, dass später der Freischarennachwuchs fehlt.

    Im letzten Jahr ist das Freischarenmanöver zum ersten Mal ausgefallen. Was bedeutet dies für die 150-jährige Tradition der Lenzburger Freischaren, findet das Scharmützel ja nur in geraden Jahren statt?
    Stefan Regli: Der Ausfall des Manövers im letzten Jahr war für viele Freischaren schwierig. Auch die Schüler, die sich auf die Kadettentradition gefreut haben, waren enttäuscht. Umso schöner ist es, dass es in diesem Jahr möglich ist, wenn auch unter speziellen Bedingungen, ein Manöver durchzuführen. Die Freischaren hoffen in diesem Jahr auf einen Sieg gegen die Kadetten. Im nächsten Jahr wird wiederum ein ordentliches Manöver stattfinden, und dieses findet in einem traditionell geraden Jahr statt.

    Dieses Jahr werden Kadetten und Freischaren trotz ungeradem Jahr aktiv. Was hat die Freischaren-Commission bewogen, trotzdem ein «Light-Gefecht» zu bieten?
    Die Freischaren haben vernommen, dass der Stadtrat beabsichtigt ins Hünerwadelhaus auf dem Freischarenplatz zu ziehen. Das dulden die Freischaren nicht und werden ihre Ansprüche an das Haus, ihre Stärke und Beharrlichkeit in der Jugendfestwoche sicht- und hörbar anmelden. Es ist davon auszugehen, dass der Stadtrat die Kadetten mobilisiert, um die Freischaren aus der Stadt zu vertreiben. Damit wird ein Manöver mit fünf verschiedenen Sequenzen entstehen. Wir wollen damit die Tradition nach einem Jahr Durststrecke wieder aufleben lassen, zwar etwas bescheidener, aber mit besonderer Dramaturgie.

    Sie haben das Amt des Feldschreibers neu besetzt. Der Urlenzburger und ehemaligen AZ-Redaktor Heiner Halder übergibt die Schreibfeder an den Kommunikationsfachmann Philipp Gut. Was bedeutet Ihnen dieses Amt für die Freischaren und was sind die Aufgaben des Feldschreibers?
    Der Freischarenfeldschreiber ist verantwortlich für die Berichterstattung über das Kadetten- und Freischarenwesen. Mit Philipp Gut konnten wir einen ausgewiesenen Kommunikationsexperten mit besten Beziehungen zur Medienszene gewinnen, der die Berichterstattung der Freischaren in ein neues Zeitalter überführt. Dazu gehören neben dem Livestream des Manövers eine neue Webseite, Socialmedia-Aktivitäten und vieles mehr.

    Interview: Corinne Remund

    www.lenzburg.ch/jugendfest


    Eine Woche Pulverdampf

    Das grösste Fest in der Agenda der Stadt Lenzburg wird dieses Jahr noch nicht normal über die Bühne gehen. Doch das Programm darf sich sehen lassen: Die Altstadt wird beflaggt und die Brunnen ideenreich durch flinke Hände geschmückt. Ebenfalls geschmückt wird die Stadtkirche, wo am Donnerstag und am Freitag je zwei Jugendfest- und Schulschlussfeiern in geschlossener Gesellschaft stattfinden werden. Erinnerungen an vergangene Jugendfeste und Vorfreude aufs Jugendfest 2022 sollen durch die Plakataktion mit Jugendfest- und Freischarenfotos geweckt werden. Zehn unterschiedliche Plakate stehen in Gruppen auf dem Metzgplatz, Freischarenplatz, Vorplatz Alterszentrum Obere Mühle und auf dem Bahnhofplatz. Der Lunapark auf dem Seifi-Parkplatz lädt ein, unter anderem die Stadt im Riesenrad von oben zu betrachten. Ganz traditionell bildet das Feuerwerk den Schlusspunkt des Festtags. Als Alternative zum traditionellen Jugendfestznacht können Lenzburgerinnen und Lenzburger vergünstigte Jugendfestznachtbons mittels Online-Formular unter www.lenzburg.ch/jugendfest beziehen.

    Spezielles Manöver ohne Zuschauer
    In diesem Jahr findet ein spezielles Manöver statt. Zwar in kleinerem Rahmen als üblich, dafür nicht nur an einem Tag, sondern die ganze Woche hindurch: von Montag bis Donnerstag jeweils am Abend und am Freitagnachmittag. Schauplatz ist der Gofi, der stadtbekannte Hügelzug neben dem Schloss. Das Schutzkonzept erlaubt keine Zuschauer. Die Freischaren werden in der Stadt jedoch sicht- und hörbar sein. Lassen Sie sich überraschen! Und das Schlussmanöver am Freitag wird per Live-Stream übertragen, sodass die Lenzburgerinnen und Lenzburger dennoch in Genuss des Spektakels kommen. In den drei Geschäften, Buchhandlung Otz GmbH (Kirchgasse 23), Tourismus Lenzburg Seetal (Kronenplatz 24), West-Apotheke (Augustin-Keller-Strasse 22), wird ausserdem eine limitierte Auflage eines sehr exklusiven Freischarenkalenders zu kaufen sein, der den Countdown bis zum nächsten Manöver im 2022 aufzeigt.

    CR

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