Tschüss Netz!


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Das Smartphone ist ein sehr praktischer Begleiter. Tagtäglich benutzen wir es, um schnell ein ÖV-Ticket zu lösen, E-Mails zu checken oder uns auf Google-Maps zu orientieren. Viel öfter noch verwenden wir es aber für weniger Produktives. Wir scrollen auf Social-Media-Plattformen herum und durchforsten News-Apps – oftmals stundenlang und ohne Pausen. Die nie versiegende Flut von Informationen – sei es zu einer neuen Coronavirus-Variante oder einer Naturkatastrophe – kreiert einen Sog zum Bildschirm, dem viele User nichts entgegenzusetzen haben.

    Für manche ist die digitale Abhängigkeit ein grösseres Problem: Denn der hohe Konsum digitaler Medien hat Folgen: Damit verbunden ist zu wenig Bewegung. Dazu kommt dass die ständige Bildschirmpräsenz länger wach hält und das Schlafen und Schlafverhalten selbst negativ beeinflusst. Und unsere Fähigkeit, uns zu konzentrieren nimmt drastisch ab. Die schwindende Aufmerksamkeit ist ein soziales Problem. Wir hören nicht mehr zu, ohne auf dem Smartphone zwischendurch eine Nachricht zu texten oder ohne kurz mal Instagram zu checken.

    Meines Erachtens ist dies auch respektlos gegenüber dem Mitmenschen – aber das ist eine andere Geschichte. Social Media ist digitaler Fast Food. Wie der Hamburger, verschafft dieser Konsum eine sofortige Befriedigung, die auf Dauer abhängig machen kann. Zudem führt intensive Handynutzung zu mehr Ängsten und Depressionen. Dass sogenanntes Doomscrolling der psychischen Gesundheit schadet, haben verschiedene Studien bestätigt, die im Laufe der Pandemie durchgeführt wurden.

    Es gibt also reichlich Gründe, Smartphone, Laptop und Co zur Seite zu legen. Digital Detox – digitale Entgiftung – wird das genannt. Der neue digitale Ausdruck, der in den Medien zurzeit omnipräsent ist. Einfach mal zur Ruhe kommen und seine Sinne wieder für anderes öffnen. Ein Treffen mit Freunden, ein Spielabend, ein Spaziergang in der Natur, ein Camping-Wochenende in den Bergen, ein Picknick auf einer Wiese. Ganz egal, Hauptsache man widmet sich dem richtigen Leben. Denn seien wir ehrlich: Wer ständig aufs Handy glotzt, kann so lange im Park sitzen, das Vogelgezwitscher nimmt er trotzdem nicht wahr. Ebenso wenig wie das über die Äste huschende Eichhörnchen, den herumflatternden Schmetterling, die prächtig blühenden Büsche oder die anderen Menschen.

    Für mich als Journalistin ist das Natel zwangsmässig ein unverzichtbares Arbeitsinstrument – leider! Und auch ich werde nervös, wenn es unverhofft aussteigt – vielleicht kann ich mir dies im Alter ja noch abgewöhnen. Nicht zu vergessen, dass es sinnvolle und praktische Anwendungen bietet, die mir den (Berufs)alltag erleichtern. Doch auch hier gilt: alles mit Mass. Denn die zentrale Frage ist, mit welcher Absicht Bildschirme genutzt werden, in welchem Kontext und mit welchen Inhalten. Bildschirmzeit ist also nicht gleich Bildschirmzeit.

    Ich teile meine Bildschirmzeit problemlos gesund ein – denn ich gehöre zu denjenigen, die lieber selber aktiv sind, als bloss nur zu konsumieren. Das macht mich müde, träge, energielos und unzufrieden. Ich benötige den direkten Kontakt und Austausch mit meinen Mitmenschen, das Buch und die Zeitung zum Anfassen, Authentizität, Lebendigkeit. Ich will das Leben mit allen Sinnen spüren und erleben. Deshalb darf das Natel in meiner Freizeit gerne in der Tasche stecken bleiben. Und nicht jeder Moment muss mit dem Smartphone als Video oder Foto festgehalten werden. Viel lieber geniesse ich den Moment, um ihn in schöner Erinnerung zu behalten. Denn der grösste Computer ist immer noch unser Gehirn!

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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