Jedes Jahr gelangen rund neun Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Ozeane und bedrohen die Umwelt. In der Schweiz fallen jährlich dreimal so viel Plastikabfälle pro Kopf an wie im europäischen Durchschnitt. Die Aargauer Jungunternehmerin, Andrina Bräm, sensibilisiert mit ihrem Startup «Planet Bee» immer mehr Konsumenten und Firmen, ihr Plastik-Konsumverhalten zu überdenken.
Sie produzieren in Ihrem Start-up «Planet Bee» wöchentlich bis zu 1500 Bienenwachstücher. Wie ist diese Idee entstanden?
Andrina Bräm: Die Idee entstand 2018, als wir für Familie und Freunde Bienenwachstücher zu Weihnachten herstellten und verschenkten – damals noch in der Küche und mit sehr aufwändigem Prozess. Ich und mein Mann sind kurz davor von unserer 2-jährigen Reise um die Welt zurückgekehrt und haben uns vorgenommen, so gut es geht plastikfrei zu leben und unsere Mitmenschen zu inspirieren.
Ihr Start-up ist bereits dreijährig und auf Erfolgskurs. Was ist Ihre Firmenphilosophie und Ihr Erfolgsrezept?
«Weniger Plastik ist Meer» – dafür steht Planet Bee. Bienenwachstücher können die Welt zwar nicht verändern. Der Gedanke, mit dem man sie verwendet allerdings schon. Das mit dem Erfolgsrezept ist so eine Sache. Ich rate jedem, der eine Idee, die das Herz höherschlagen lässt: «Start before you are ready». Anfangen ist das A und O – alles andere ergibt sich unterwegs.
Wie werden die Bienenwachstücher und Nussmilchbeutel produziert und was hat dabei Priorität?
Die Nachhaltigkeit von A bis Z hat bei unseren Produkten Priorität. Alle Rohstoffe von der Baumwolle bis zum Bienenwachs sind nachverfolgbar und wir arbeiten so direkt es geht mit unseren Lieferanten zusammen. So wissen wir, dass wir Produkte in höchster Bio Qualität verarbeiten. Wir holen das Bienenwachs jeweils persönlich im Tessin bei unseren Bio-Imkern ab.
Wer sind Ihre Kundinnen und Kunden?
Wir haben an Märkten immer wieder persönlichen Kundenkontakt und da ist ein grosses Kundensegment dabei – von jungen bis ältere Menschen. Wir dürfen nebst mehr als 50 Läden in der ganzen Schweiz auch diverse Unternehmen zu unseren Kunden zählen, für die wir personalisierte Bienenwachstücher herstellen. Als sinnvolle, nachhaltige Kunden- und Mitarbeitergeschenke.
Was schätzen Ihre Kundinnen und Kunden besonders an Ihren nachhaltigen Produkten?
Bei Planet Bee Bienenwachstüchern können sich die Kunden sicher sein, dass diese in Bio-Qualität sind und ein kleines Schweizer Unternehmen dahintersteht. Leider gibt es sehr viele Produkte auf dem Markt, die in China und Asien hergestellt werden. Diese Länder haben ein riesiges Pestizidproblem und dieser findet sich dann natürlich auch im Bienenwachs wieder. Auch Grossverteiler, die sich vordergründig für Nachhaltigkeit einsetzen, führen leider solche Produkte im Sortiment. Das ist an sich ein Widerspruch und das wissen natürlich viele Kunden auch.
Wieso lohnt es sich, von herkömmlichen Plastik- und Alufolien auf Bienenwachstücher umzustellen?
Der klare Vorteil zur Plastik- & Alufolie ist natürlich in erster Linie die Wiederverwendbarkeit. Zudem ist das Bienenwachstuch natürlich antibakteriell. Das heisst, man nutzt die Kraft der Natur. Das Bienenwachstuch ist plastikfrei und kommt somit ohne die BPA Weichmacher aus, welche in der Plastikfolie enthalten sind und je nachdem auch auf die Lebensmittel übergehen. Schlussendlich ist es ja ziemlich einfach: Was Mutter Erde schadet, tut uns auf Dauer auch nicht gut.
Wie langlebig sind Bienenwachstücher?
Die Bienenwachstücher kann man bei sorgfältiger Handhabung bis zu einem Jahr und auch länger wiederverwenden. Ein Ablaufdatum gibt es da nicht. Apropos Ablaufdatum: Lebensmittel bleiben, die in Bienenwachstücher eingewickelt sind, ganz natürlich länger frisch – zum Beispiel auch Käse hält sich wunderbar im Bienenwachstuch. Das wussten zum Beispiel unsere Ur-Ur-Grosseltern schon oder noch.
Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?
Ich persönlich möchte mir in meinem Alltag über die Folgen meines Verhaltens möglichst bewusst sein. Dabei geht es nicht um Perfektion oder Dogmatismus. Ich kann sehr vieles im Alltag umdenken und anschliessend ohne viel Aufwand ändern, so dass es sich für mich richtig anfühlt. Aber beim Fliegen fällt mir der Verzicht dann schon deutlich schwerer.
Was sind die grossen Herausforderungen in Ihrem Start-up?
Die grössten Herausforderungen waren zu Anfang vor allem das Sourcing. Wir wollten unsere Rohstoffe von Anfang an, wenn immer möglich, aus nachhaltigen und möglichst regionalen Quellen beziehen. Umso dankbarer sind wir nun, immer genau zur richtigen Zeit und am richtigen Ort unsere Partner gefunden zu haben.
Wo bekommt man Ihre Produkte?
Unsere Produkte sind in mehr als 50 tollen Läden in der Schweiz erhältlich – für alle die gerne vor Ort einkaufen. Ansonsten ist natürlich immer eine Auswahl mit allen Designs und Grössen in unserem Onlineshop auf unserer Website verfügbar. Letztens habe ich dazu folgendes gelesen: «Es war schon immer wichtig und richtig, coole, kleine Sachen von coolen, kleinen Läden & Leuten zu kaufen. Jetzt ist es wichtiger denn je.»
Welche neuen Produkte stecken gerade in der Pipeline? Wir werden in Zukunft mehr Produkte für einen nachhaltigeren Haushalt in unserem Shop integrieren. Viel kann ich dazu noch nicht sagen, aber auch da ist das konsequent nachhaltige Sourcing die grösste Herausforderung.
Haben Sie Pläne für Ihr Unternehmen?
Ein grosser Plan ist, Planet Bee auch ausserhalb der Schweizer Grenzen zu etablieren. Konkret in Italien. Mein Mann ist Italiener und unsere Bindung zu dem Land ist ziemlich eng. Wir sehen, dass das Thema Plastikverbrauch auch bei unseren südlichen Nachbarn unweigerlich immer aktueller wird. Die Internationalisierung, italienische Bürokratie, Zoll und Versand stellen uns dort aber noch vor grosse Herausforderungen.
Was wünschen Sie sich für «Planet Bee»?
Ich wünsche mir, dass wir Menschen wortwörtlich nachhaltig inspirieren und noch Jahrzehnte auf zwei Arten fleissig «weiterwachsen» dürfen.
Interview: Corinne Remund
Weitere Infos:
www.planetbee.ch