Kolumne
41’701 Personen wurden 2023 eingebürgert – so viele Menschen, wie in Thun leben. Diese Zahl muss alarmieren. Denn die Einbürgerung darf nicht zur Massenabfertigung verkommen.
Die aktuellen Gesetze sind zu lasch. Sie verlangen im Grundsatz lediglich, dass Einbürgerungswillige erfolgreich integriert sind, mit den schweizerischen Lebensverhältnissen vertraut sind und keine Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit der Schweiz darstellen. Dabei werden unter «erfolgreich integriert» Selbstverständlichkeiten, ja gar absolute Banalitäten verlangt, die selbst ein Tourist, der sich kurzfristig in der Schweiz aufhält, problemlos erfüllen würde.
So geht das nicht. Wurden Einbürgerungen früher in willkürlicher Art und Weise beurteilt, wird heute teilweise einfach durchgewunken und man muss sich regelrecht dumm anstellen, um den Schweizer Pass nach Erreichen der erforderlichen Wohnfrist nicht zu erhalten. Emils Film «Die Schweizermacher» wird geradezu ins Gegenteil verkehrt. Da wurde eindeutig eine Autobahn erstellt, an deren Ende kaum gebremst werden muss, weil man den Schweizer Pass sozusagen nachgeworfen erhält.
Es wird also jeder Person, die sich einbürgern lassen will, quasi auf dem Serviertablett eine Nationalität angeboten, die auf diesem Planeten seinesgleichen sucht: Rechtssicherheit, Gleichstellung, Freiheit, Wohlstand, verbilligte Gesundheitskosten, Sozialnetz; sozusagen ein garantiertes rundum Wohlfühlpaket, das über Generationen von unseren Vorfahren aufgebaut worden ist.
Damit stellt sich die Frage, was denn einen Schweizer, eine Schweizerin überhaupt ausmacht. Wir wissen es, oder heute müsste man eher formulieren, wir ahnen es zu wissen. Die Realität sieht jedoch zunehmend weniger schweizerisch aus. Es wandern nicht nur alljährlich unglaublich viele Menschen in die Schweiz ein. Nein, wir importieren sprichwörtlich Kulturen, die zwar zu respektieren sind, jedoch mit dem urschweizerischen Gedanken des konfliktfreien und wertebasierten Zusammenlebens auf engstem Raum nicht viel zu tun haben.
Es geht dabei nicht um eine Wertung anderer Gepflogenheiten und Lebensweisen. Es geht um das Organisieren des Zusammenlebens vieler Leute auf engem, begrenztem Raum. Dass dies eine einigermassen kongruente Lebensanschauung voraussetzt, dürfte einleuchten.
Wenn wir also dem schweizerischen Gedanken auch inskünftig Sorge tragen wollen, müssen wir unbedingt verlangen dürfen, dass Einbürgerungswillige diese schweizerischen Werte anerkennen und respektieren. Das setzt nicht die totale Assimilation voraus, aber wer den Schweizer Pass will, muss sich mit unserem Land und seiner Wesensart identifizieren. Angesichts der ständigen Schlagzeilen über ausländische Gewalttäter stellt sich die Frage, ob wir diesen Pfad bereits verlassen haben.