Adrian Schoop hat die Wahl in den Nationalrat wegen nur 90 Stimmen verpasst. Dennoch hat er die Lust am Politisieren nicht verloren – im Gegenteil.
Hand aufs Herz: Wie gross ist die Enttäuschung nach dem Wahlausgang vom 22. Oktober?
Adrian Schoop: Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht enttäuscht war. Schliesslich bin ich angetreten, um gewählt zu werden. Ich bin aber nicht nur für mich enttäuscht, sondern auch für die FDP. Ich habe immer für den dritten Sitz gekämpft und diesen haben wir nicht gewonnen.
Warum hat es mit dem dritten Sitz nicht geklappt?
Die FDP hat es offenbar nicht geschafft, genügend Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Zudem verursachten unsere Listenverbindung und die unzähligen Unterlisten aller Parteien wohl viele Unsicherheiten. Es ist kaum vermittelbar, dass eine Listenverbindung eine rein rechnerische Angelegenheit ist und keine politische Botschaft beinhaltet. Ich habe von vielen Wählerinnen und Wählern gehört, dass Sie die Wahlen dieses Jahr als sehr komplex empfunden haben und die Listenverbindungen sie irritiert haben. Ich bin der Meinung, dass Listenverbindungen abgeschafft werden sollten. Schliesslich aber bin ich froh, dass die FDP dennoch immer noch vor der Mitte die drittstärkste Kraft im Land ist – auch wenn der Bund zuerst andere Zahlen kommuniziert hat.
Sie haben viel Zeit und Geld investiert in den Wahlkampf. Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?
Am Schluss ist es immer schwierig zu sagen, woran es gelegen hat. Ich bin aber sehr zufrieden mit meinem Wahlkampf. Ich durfte viele interessante Gespräche führen, habe eine grosse Unterstützung gespürt und viel Zuspruch bekommen. In den Gemeinden, in denen wir aktiv waren, habe ich viele Stimmen erhalten. Das zeigt mir, dass es wichtig ist, rauszugehen und mit den Leuten in Kontakt zu treten. An dieser Stelle gebührt meinem Wahlteam und meinen über 700 Unterstützerinnen und Unterstützern ein grosses Dankeschön. Sie haben das alles möglich gemacht.
Sie belegen Platz 8 in der Panaschierstatistik. Erstaunt Sie das?
Es freut mich und es zeigt mir, dass meine Politik über die Parteigrenzen hinweg Anklang findet. Ich habe mich noch nie verbogen, politisiere ehrlich und scheue mich nicht, auch heikle Themen anzusprechen. Ich sage immer das, was ich denke und das im Wissen, dass ich es nicht allen recht machen kann. Offensichtlich schätzen die Wählerinnen und Wähler das.
Der Abstand zu ihrem gewählten Parteikollegen Matthias Jauslin ist mit 90 Stimmen denkbar knapp. Zeitweise sah es am Sonntag sogar so aus, als könnten Sie ihn überholen. Wie haben Sie den Wahlsonntag erlebt?
Es war wirklich ein Nervenkitzel. Am Nachmittag erhielt ich bereits diverse Gratulationen, weil einige meinten, das Rennen sei entschieden. Es war ein richtiger Krimi, bis kurz vor fünf Uhr das Resultat feststand. Dass es dann am Schluss so knapp nicht gereicht hat, ist natürlich schon etwas bitter. Andererseits bestärkt mich das Resultat auch darin, weiterzumachen. Meine Politik scheint in breiten Kreisen anzukommen. Das Nationalratsmandat reizt mich immer noch sehr, Politik ist meine Leidenschaft und ich bin zuversichtlich, dass ich den Sprung nach Bern noch schaffen werde.
Das heisst also, Sie kandidieren in vier Jahren noch einmal?
Niemand weiss, was in vier Jahren ist, aber im Moment kann ich mir das gut vorstellen. Ich sehe diese Niederlage für mich auch als spannende Lernaufgabe – mein Durchhaltevermögen kann ich auf jeden Fall gut trainieren in Situationen wie dieser. Ausserdem habe ich mir fest zum Ziel gesetzt, im Leben alles spannend zu finden. Ein Sieg ist spannend und schön. Aber auch eine Niederlage kann man als spannend sehen; sie lehrt einem den Umgang mit Emotionen.
Ab Ende Jahr sind Sie nicht mehr Gemeindeammann von Turgi, weil die Fusion mit Baden vollzogen wird. Was machen Sie mit all der freien Zeit?
Ich freue mich darauf, für einmal keine Abendtermine mehr zu haben. Nach der ersten Enttäuschung am Wahlsonntag fühlte ich daher plötzlich eine grosse Entspannung. Ich weiss, dass ich jetzt mehr Zeit habe, die ich in unser Unternehmen stecken kann. Und vielleicht gönne ich mir auch einmal eine kleine Auszeit.
Und das #teamschoop?
Das bleibt bestehen. Wir planen weiterhin regelmässig Anlässe durchzuführen, die Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmertum und Politik miteinander vernetzen. Wir werden weiter Firmen besuchen und Wissen austauschen. Ich bin überzeugt, dass dies enorm wichtig ist, um in unserem Land weiterhin gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu gewährleisten. Wer sich für die Aktivitäten des #teamschoop interessiert, ist herzlich eingeladen, diesem beizutreten.
Interview: Redaktion